Roemische Eichenpfosten Funde in Guenzburg Bayern Deutschland

Römische Funde auf dem Günzburger Lutz-Areal: Landesamt informiert

Roemische Funde in Guenzburg Bayern Deutschland Begutachtung
Auf dem Lutz-Areal in Günzburg haben die Römer um das Jahr 111 nach Christus ein Gebäude mit gewaltigen Ausmaßen errichtet. Wozu es genau diente, ist noch nicht restlos geklärt. Mitglieder des Historischen Vereins und des Stadtrates und sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung Günzburg haben sich bei einem Besuch in Thierhaupten, der schwäbischen Außenstelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, über die archäologischen Funde auf dem Lutz-Areal informiert. Besonders beeindruckend sind die zentnerschweren Eichenpfosten, mit deren Hilfe das Gebäude errichtet worden war. Fotos: Greta Kaiser

 

Gigantisches Gebäude gibt Experten noch Rätsel auf

Von Walter Kaiser
„Die spinnen, die Römer“. Dieser Satz ist in den Heften von Asterix und Obelix immer wieder zu lesen. Gesponnen haben die Römer sicher nicht. Einen Hang zur Größe, ja zur Gigantomanie, wird ihnen aber niemand absprechen. Wie auch Funde belegen, die auf dem ehemaligen Lutz-Areal in Günzburg gemacht worden sind. Dort entstand zu Beginn des 2. nachchristlichen Jahrhunderts ein Gebäude mit gigantischen Ausmaßen, eine technische Meisterleistung. Wozu es diente, ist noch nicht restlos geklärt, wie unlängst eine Delegation aus Günzburger Stadträten, Mitarbeitern der Stadtverwaltung und Mitgliedern des Historischen Vereins in Thierhaupten erfahren hat. Weitere Aufschlüsse gibt womöglich ein Vortrag von Prof. Wolfgang Czysz bei der Volkshochschule am 29. Januar.

Römisches Militärlager in Günzburg

Um 77/78 nach Christus hatten die Römer am Zusammenfluss von Donau und Günz bei der Kirche St. Martin im heutigen Günzburg ein Militärlager errichtet. In seiner Folge entstand eine Zivilsiedlung, in der Handwerker, Händler und Bauern ihrem Gewerbe nachgegangen sind, um die etwa 1000 Soldaten zu versorgen. Im Jahre 110 nach Christus, unter der Herrschaft von Kaiser Traian, wurden die in Gontia stationierten Truppen abgezogen, um zunächst nach Heidenheim und später nach Aalen an den Limes, die Grenzbefestigung gegen Germanien, zu marschieren.

Zentnerschwere Eichenpfosten für etwas ganz Gewaltiges

Vor gut zwei Jahren wurde damit begonnen, das Lutz-Areal unterhalb des Stadtturms neu zu bebauen. Bei Untersuchungen des Bodens machten Archäologen erstaunliche und unerwartete Funde. Sie entdeckten etwa 120, jeweils rund vier Zentner schwere Eichenpfosten, die von den Römern ins Erdreich gerammt worden waren. Die Hölzer markierten eine Geviert von gut 100 Metern Länge und etwa 50 Metern Breite – die Ausmaße eines Fußballfeldes. „Etwas ganz Gewaltiges“, wie Professor Sebastian Sommer, Bayerns oberster Denkmalpfleger, der Günzburger Delegation bei deren Besuch in Thierhaupten, der schwäbischen Außenstelle des Landesamtes für Denkmalpflege, erklärte.

Rätsel noch nicht gelöst

Franz Herzig, so etwas wie der Holz-Papst Bayerns, hat bei seinen Untersuchungen in Thierhaupten nachgewiesen, dass die Eichen im Jahr 111 nach Christus in den Auwäldern an der Donau geschlagen und unmittelbar danach auf dem Lutz-Areal verbaut wurden. Das Datum erstaunt. Denn 111 waren die römischen Soldaten schon weg. Warum ist trotzdem ein derart gewaltiges Gebäude, von denen in Süddeutschland nur wenige gefunden wurden, gebaut worden? Diente es als Markthalle, als Nachschublager für die nach Norden rückenden Truppen oder als Baustoffdepot für ein neues Kastell, das irgendwo auf der Schwäbischen Alb errichtet wurde? Man weiß es nicht.

Römische Kunst und Herkulesarbeit

Klar ist aber, dass das Gebäude ein weiterer Beweis für das hohe handwerkliche, statische und architektonische Können der alten Römer ist. Um ein Absacken der Eichenpfosten im weichen Untergrund zu verhindern, wurden sie mit dicken Brettern unterlegt. Mindestens 100 tonnenschwere Eichenstämme mussten im Auwald an der Donau geschlagen, in noch immer zentnerschwere Teile zerlegt und zum Lutz-Areal gebracht werden, vermutlich auf Flößen. Eine Herkulesarbeit.
Nebenbei bemerkt: die Römer galten lange als skrupellose Holzhacker, die rund ums Mittelmeer und darüber hinaus die Wälder flachgelegt haben, um ihren enormen Bedarf an Holz zu decken. Neuere Untersuchungen, so Franz Herzig, belegen aber, dass die Römer die Wälder sehr nachhaltig bewirtschaftet haben. Im Gegensatz zum Raubbau, der heutzutage etwa in den Regenwäldern betrieben wird. Wie gesagt: gesponnen haben die Römer nicht.

Des Rätsels Lösung? Infoveranstaltung mit Professor Czysz:

Der Vortrag von Prof. Wolfgang Czysz zu den Funden auf dem Lutz-Areal findet am Donnerstag, 29. Januar, statt. Beginn ist um 20 Uhr im Kleinen Saal im Forum am Hofgarten in Günzburg.

Quelle: 
Günzburger Zeitung vom 
19. Januar