Münzgalerie-Günzburg

Dauerausstellung Kaiser-Galerie

Eine neue Dauerausstellung mit Münzen aus römischer Zeit wird im Laufe des Aprils im Günzburger Heimatmuseum eröffnet: “Kaiser-Galerie”

Neue Dauerausstellung im Günzburger Heimatmuseum: Kaiser-Galerie

 

Münzgalerie-Günzburg
Eine neue Dauerausstellung mit Münzen aus römischer Zeit wird im Laufe dieses Monats im Günzburger Heimatmuseum eröffnet. Über die „Kaiser-Galerie“ genannte Präsentation freut sich Museumsleiter Walter Grabert. Die antiken Geldstücke erzählen die vielfältigsten Geschichten. Foto: Kaiser

 

Münzen aus vier Jahrhunderten stammen von Grabungen in Günzburg

Nach dem Tod von Kaiser Nero im Jahr 68 nach Christus war die Staatskasse leer. Vespasian, sein Nachfolger als Herrscher im römischen Weltreich, musste also neue Finanzquellen anzapfen. „Geld stinkt nicht“, soll er gesagt haben, nachdem er eine Sondersteuer auf die Nutzung der öffentlichen Toiletten im alten Rom eingeführt hatte. Um Geld geht es auch bei einer neuen Dauerausstellung im Günzburger Heimatmuseum. Möglich ist diese „Kaiser-Galerie“ genannte Ausstellung dank des glücklichen Umstandes, dass bei Grabungen in Günzburg Hunderte von Münzen mit den Portraits römischer Kaiser von Augustus bis Ananstasius zutage gefördert wurden. Die Geldstücke decken mehr als vier Jahrhunderte römischer Geschichte im ehemaligen Gontia ab. Und sie erzählen Geschichten der vielfältigsten Art.

Günzburg darf sich rühmen, das am besten erforschte römische Gräberfeld nördlich der Alpen zu besitzen. Vor allem entlang der Ulmer Straße, aber auch in einigen Bereichen der Innenstadt, wurden seit Ende des Ersten Weltkriegs Funde gehoben, die nach Qualität und Quantität die meisten Städte Süddeutschlands in den Schatten stellen.

Das ist Fluch und Segen gleichermaßen. Bis unters Dach war das Günzburger Heimatmuseum mit Raritäten aus römischer Zeit bestückt. In einer aus den 1980er Jahren stammenden Ausstellung und – das vor allem – im Depot. Seit geraumer Zeit sind die Römer aus dem Museum verschwunden. In Thierhaupten, der schwäbischen Außenstelle des Landesamtes für Denkmalpflege, werden die kostbarsten Günzburger Funde restauriert, der Rest wird inventarisiert und katalogisiert – im Rahmen eines großen Projekts der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) zum Thema „Meltingpot Gontia“. Die Frage lautet: Woher kamen die Menschen, die in den Jahren 77/78 nach Christus mit der Gründung des Militärkastells Gontia ins heutige Günzburg gekommen waren. Der Zwischenbefund: Sie stammten aus allen Teilen des römischen Weltreiches. Gontia war ein Schmelztiegel der Völker und Religionen.

Münzausstellung repräsentiert Günzburgs römische Geschichte

Weil die Römer-Abteilung des Heimatmuseums so gut wie leergefegt ist, hat ein Arbeitskreis, bestehend aus Mitgliedern des Historischen Vereins und Museumsleiter Walter Grabert, nach einem alternativen Angebot Ausschau gehalten. Geboren wurde dabei die Idee, Günzburgs reiche römische Geschichte anhand einer Münzausstellung im Museum zu veranschaulichen.

Von Augustus bis Anastasius

Gut 600 römische Münzen sind im Besitz des Historischen Vereins. Sie reichen von Augustus, der rund um Christi Geburt regierte, bis zu Anastasius, mit dem sich um 518 nach Christus die Herrlichkeit zumindest des weströmischen Reiches dem Ende zugeneigt hat. 27 Kaiser-Münzen der mehr als vier Jahrhunderte währenden Herrschaft der Römer in Gontia sind für die neue Ausstellung im Heimatmuseum ausgesucht worden. „Sie sind keine auf Hochglanz polierten Schaustücke“, wie Museumsleiter Walter Grabert erklärt. Sondern Münzen, die nicht selten über Jahrzehnte in Umlauf waren. Verbunden mit allen Abnutzungserscheinungen. Meist sind die auf den Münzen abgebildeten Kaiser klar erkennbar, bisweilen braucht es ein wenig Phantasie, um sich die Prägemuster vor Augen zu führen.

Fotografiert und stark vergrößert hat die 27 Münzen der Grafiker und Designer Karl-Ernst Fetzer aus dem Nersinger Ortsteil Straß. Vorder- und Rückseiten der Geldstücke sind auf großen Tafeln abgebildet, verbunden mit kurzen Hinweisen auf den jeweiligen Kaiser und die Bedeutung der auf den Münzen erkennbaren Inschriften. Wer sich intensiver mit den Kaisern beschäftigen will, findet weitere Informationen in einem Ringbuch, Hinweise bietet zudem ein QR-Code, der mit dem Smartphone abfotografiert werden kann. In den Schaukästen mit den bildlichen Darstellungen kann zudem die Originalmünze bewundert werden.

Chronologie des römischen Weltreichs

Die römischen Münzen waren mehr als ein reines Zahlungsmittel. Nämlich ein Medium der Information und der Propaganda. Irgendwann tauchte in den Weiten des römischen Reiches eine neue Kaiser-Münze auf. Wer war er? Wie sah der neue Herrscher aus? Was hatte er bisher politisch oder militärisch geleistet? Auskunft darüber gaben die in lateinischen Kürzeln verfassten Angaben auf der Vorderseite der Münzen. Auf der Rückseite der Geldstücke war meist Symbolisches eingestanzt. Etwa (Halb-)Götter, die die guten Eigenschaften des Kaisers verdeutlichen sollten, oder Helm, Schild und Speer als Zeichen für einen siegreichen Herrscher. Tropaion nannte sich eine solche Darstellung – das Wort Trophäe leitet sich davon ab. Kurzum: Die Münz-Ausstellung ist eine Chronologie des römischen Weltreichs mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten.

In der neuen Münzausstellung sind die bekanntesten römischen Kaiser vertreten – Augustus, Caligula, Nero, Trajan, Hadrian, Marc Aurel, Caracalla oder Diocletian. Und Vespasian, während dessen Herrschaft in den Jahren 77/78 nach Christus das Militärkastell Gontia und eine Zivilsiedlung, vicus genannt, gegründet wurden. Seine Toilettensteuer erinnert bis heute an Vespasian. In Paris werden die öffentlichen WCs Vespasienne genannt, in Italien heißen sie Vespasiani. Man kann sich auch mit anrüchigen Geldgeschäften einen Namen machen…

 

Von Walter Kaiser