Wanderausstellung “Vergissmeinnicht”
Heimatmuseum Günzburg: Preisgekrönte Wanderausstellung bis 19. Mai 2019
Die Macher der Wanderausstellung „Vergissmeinnicht“ sind 2018 mit dem Simon-Snopkowski-Preis ausgezeichnet worden. Festredner war Joachim Gauck. Der Alt-Bundespräsident sagte einen bemerkenswerten Satz. Wer sich intensiv und objektiv mit einer Sache beschäftigt habe, „kann nicht mehr zurück in eine frühe Blödheit“. Heißt: Wer die Ausstellung zum Schicksal jüdischer Kinder im Günzburger Heimatmuseum gesehen hat, wird die Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr nach AfD-Manier als „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte abtun. Nicht weniger als zwei Millionen Kinder waren von den Nazis aus rassistischen und anderen verbrecherischen Gründen ermordet worden. Bei der Eröffnung von „Vergissmeinnicht“ äußerte Dritte Bürgermeisterin Ruth Niemetz den Wunsch, dass vor allem Schulklassen die Ausstellung besuchen.
Für ein kritisches Geschichtsbewusstsein
Die Wanderausstellung steht unter einem Zitat des italienischen Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden Primo Levi: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben“. Mit wachsender zeitlicher Distanz werde auch die Herausforderung größer, der Jugend die Zeit und die Leiden von Diktatur, Krieg und Massenmord zu vermitteln, betonte Ruth Niemetz. Ziel aller Bemühungen müsse es sein, ein „kritisches Geschichtsbewusstsein“ zu entwickeln. Und heutigen Kindern zu vermitteln, was Gleichaltrigen vor Jahrzehnten widerfahren war. Dies geschehe mit der Ausstellung in hervorragender Weise, dankte die Bürgermeisterin dem Historischen Verein unter Vorsitz von Stefan Baisch und Museumsleiter Raphael Gerhardt dafür, dass „Vergissmeinnicht“ nach Günzburg geholt worden ist.
Gegen Vergessen und Hass
Die Ausstellung wendet sich gegen das Vergessen und gegen Hass, gegen die Ausgrenzung von Minderheiten und gegen den Antisemitismus. Sie setzt sich ein für „das fragile Gebilde der Demokratie“ und sie soll „Erinnerung, Mahnung und Ansporn“ sein, wie Daniel Heß bei der Eröffnung der Ausstellung betonte. Zusammen mit Schülerinnen und Schülern hat der Lehrer am Friedrich-Rückert-Gymnasium im unterfränkischen Ebern die Ausstellung erarbeitet.
Internationale Ausstellung zu Besuch in Günzburg
„Vergissmeinnicht“ sind inzwischen auch internationale Ehren zuteil geworden. In einer englischen Version war sie in den USA zu sehen, in Lissabon ist sie sogar im portugiesischen Parlament aufgebaut worden. Zwischenzeitlich gibt es auch eine hebräische Übersetzung. Nun macht die Ausstellung bis 19. Mai in Günzburg Station.
Exemplarisch im Fokus: Das Schicksal von 22 jüdischen Kindern
Die Schicksale von 22 Kindern aus Unterfranken stehen exemplarisch für die Verfolgung der Juden im Dritten Reich. Es hätten mehr als zehnmal so viele sein können. Die meisten dieser Kinder waren ermordet worden, einige von ihnen kamen mit dem Leben davon. Sie, so Daniel Heß, sind als Zeichen der Hoffnung in der Ausstellung erwähnt. Und als Instrument der Information. Eine repräsentative Umfrage unter Jugendlichen hatte 2017 ergeben, dass 59 Prozent von ihnen nicht zu sagen wussten, was ein Konzentrationslager war.
Daniel Heß zitierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der voriges Jahr an Deutschlands Aufbruch in die Demokratie vor 100 Jahren erinnert hatte. In wiederum demokratischen Wahlen seien 1933 Demokratiefeinde und Verbrecher gewählt worden, die die Welt mit Krieg überzogen und Millionen in die Gaskammern schickten. Die tragische Erkenntnis des Bundespräsidenten: Auch in diesen Tagen sitzen die Demokratieverächter vielerorts in den Startlöchern oder schon an den Schalthebeln der Macht.
Die Ausstellung „Vergissmeinnicht“ ist bis 19. Mai im Heimatmuseum Günzburg, Rathausgasse 2, zu sehen. Geöffnet ist jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Schulklassen und Gruppen können nach Anmeldung bei Raphael Gerhardt, Telefon 08221/38828, oder per Mail an stadtarchiv@rathaus.guenzburg.de Besuchstermine außerhalb der Öffnungszeiten vereinbaren.
Von Walter Kaiser
Hier können Sie den Flyer zur Ausstellung ansehen und downloaden: